Am letzten Sonntag habe ich an einer Führung
zur Ausstellung „Faszination Fremde“ im Museum Giersch teilgenommen. Die
Ausstellung präsentiert 130 Werke von 40 Künstlern und Künstlerinnen aus dem
Rhein-Main-Gebiet, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit der
Repräsentation der Fremde beschäftigten.
Die Führung war zwar interessant, aber im
Großen und Ganzen auch enttäuschend.
Da die Ausstellung zentral mit dem Thema
Rassismus zu tun hat und da einige Bilder und deren Titel sehr explizit die
rassistische Ideologie ihrer Zeit vertreten, finde ich etwas verblüffend, dass
das Thema in der Führung nie deutlich angesprochen wird, wohingegen
Begrifflichkeiten wie „Stereotypisierung“ und „Exotik“ benutzt werden, die
ziemlich harmlos klingen. Auf diese Weise wird die Konstruktion des Weißseins,
die viele Bilder in der Ausstellung stark ausüben, übersehen und das
privilegierte weiße Subjekt daher nicht nur als normativ, sondern auch als
normal empfunden.
Ethisch angemessen finde ich, dass in der
Führung bei einigen Bildern mit problematischen Titeln die rassistischen
Begriffe nicht verwendet wurden, die den entsprechenden Rassismus weiter
reproduzieren würden. Eine Ausnahme war aber das Zi.-Wort, das anscheinend ohne
Bedenken mehrmals verwendet wurde. Ich bin überzeugt, dass dieser Begriff von
vielen Menschen nur deshalb nicht als empörend empfunden wird, da
Antiziganismus in unserer Gesellschaft eine leider noch legitime Form von
Rassismus ist. Wenn man in der Führung zum Beispiel das N-Wort verwendet hätte,
wäre das für die meisten Teilnehmer bestimmt schockierend gewesen. Bei dem
Zi.-Wort hat dagegen kaum jemand die Augenbrauen gehoben, was sehr bedauerlich
ist. Wenn man bedenkenlos ein solches Wort verwendet (wenn auch ohne die
Absicht, jemanden zu beleidigen), geht man offensichtlich davon aus, dass sich
unter den Anwesenden keine Person befindet, die sich angesprochen fühlen könnte.
In diesem Fall geht man also davon aus, dass Roma, Sinti, Manusch oder Kalé
keine potentiellen Museumsbesucher sind. Anschließend geht man natürlich auch
davon aus, dass alle Teilnehmer mit dem Begriff zurechtkommen.
Die Ausstellung hätte eigentlich viel
anzubieten, nur aber wenn man sich mit Rassismus offen und kritisch
auseinandersetzen kann.
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