Tuesday 25 June 2013

Rassismus und Kunst


Am letzten Sonntag habe ich an einer Führung zur Ausstellung „Faszination Fremde“ im Museum Giersch teilgenommen. Die Ausstellung präsentiert 130 Werke von 40 Künstlern und Künstlerinnen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit der Repräsentation der Fremde beschäftigten.
Die Führung war zwar interessant, aber im Großen und Ganzen auch enttäuschend.

Da die Ausstellung zentral mit dem Thema Rassismus zu tun hat und da einige Bilder und deren Titel sehr explizit die rassistische Ideologie ihrer Zeit vertreten, finde ich etwas verblüffend, dass das Thema in der Führung nie deutlich angesprochen wird, wohingegen Begrifflichkeiten wie „Stereotypisierung“ und „Exotik“ benutzt werden, die ziemlich harmlos klingen. Auf diese Weise wird die Konstruktion des Weißseins, die viele Bilder in der Ausstellung stark ausüben, übersehen und das privilegierte weiße Subjekt daher nicht nur als normativ, sondern auch als normal empfunden.

Ethisch angemessen finde ich, dass in der Führung bei einigen Bildern mit problematischen Titeln die rassistischen Begriffe nicht verwendet wurden, die den entsprechenden Rassismus weiter reproduzieren würden. Eine Ausnahme war aber das Zi.-Wort, das anscheinend ohne Bedenken mehrmals verwendet wurde. Ich bin überzeugt, dass dieser Begriff von vielen Menschen nur deshalb nicht als empörend empfunden wird, da Antiziganismus in unserer Gesellschaft eine leider noch legitime Form von Rassismus ist. Wenn man in der Führung zum Beispiel das N-Wort verwendet hätte, wäre das für die meisten Teilnehmer bestimmt schockierend gewesen. Bei dem Zi.-Wort hat dagegen kaum jemand die Augenbrauen gehoben, was sehr bedauerlich ist. Wenn man bedenkenlos ein solches Wort verwendet (wenn auch ohne die Absicht, jemanden zu beleidigen), geht man offensichtlich davon aus, dass sich unter den Anwesenden keine Person befindet, die sich angesprochen fühlen könnte. In diesem Fall geht man also davon aus, dass Roma, Sinti, Manusch oder Kalé keine potentiellen Museumsbesucher sind. Anschließend geht man natürlich auch davon aus, dass alle Teilnehmer mit dem Begriff zurechtkommen.

Die Ausstellung hätte eigentlich viel anzubieten, nur aber wenn man sich mit Rassismus offen und kritisch auseinandersetzen kann.

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